Morgens
die Feuerwehr, mittags die Familie
Der neue Keller Wehrleiter Torsten Marx
über seine Ziele, bevorstehende Aufgaben und Probleme des
Ehrenamts

Immer einsatzbereit: Der neue Wehrleiter der Verbandsgemeinde
Kell am See, Torsten Marx, steigt in Mandern in seinen Einsatzwagen
diesmal allerdings nur fürs TV-Foto. TV-Foto:
Christa Weber
(Mandern) In der Verbandsgemeinde Kell am See hat
es anderthalb Jahre lang keinen obersten Feuerwehrchef gegeben.
Jetzt hat der bisherige Stellvertreter Torsten Marx aus
Mandern das Amt übernommen. Mit dem TV hat er über
seine Ziele gesprochen und verraten, wie er seinen Job bei
der Berufsfeuerwehr Trier mit dem Wehrleiter-Ehrenamt in
Einklang bringt.
Mandern. Die 13 Wehrführer der Verbandsgemeinde (VG)
Kell haben vor kurzem ihren neuen Chef gewählt: Torsten
Marx aus Mandern leitet nun die Geschicke der etwa 300 Feuerwehrmänner
und -frauen. Im Interview mit TV-Redakteurin Christa Weber
erklärt der 41-Jährige, welche Probleme er in
Angriff nehmen will und warum er das Amt zuvor nur stellvertretend
ausüben durfte.
Herr Marx, Sie haben seit 2014 als Stellvertreter schon
wesentliche Wehrleiter-Aufgaben erledigt. Was hat sich durch
Ihre offizielle Ernennung zum Feuerwehrchef verändert?
Torsten Marx: Ich war ja praktisch Einzelkämpfer,
weil es keine weiteren Stellvertreter gab. Wenn ich in meinem
Job bei der Berufsfeuerwehr Trier dienstlich gebunden war,
hat es mir schon widerstrebt, dass dann von der Wehrleitung
kein Ansprechpartner vor Ort war. Natürlich war mit
den Stützpunktwehren abgesprochen, dass im Ernstfall
der Ranghöchste einspringt, aber das war natürlich
nicht ideal. Es war wichtig, dass die VG nach Stellvertretern
gesucht und sie auch gefunden hat.
Ihr Dienstherr, die Stadt Trier, hatte Bedenken, dass
Sie bei größeren Gefahrensituationen in Interessenskonflikte
geraten könnten. Deshalb durften Sie anderthalb Jahre
lang nicht Wehrleiter in Kell werden. Wieso jetzt doch?
Marx: Wir haben einen Kompromiss geschlossen. Bei
größeren Katastrophen fahre ich zunächst
zur Leitstelle nach Trier. Bei einem Sturm zum Beispiel
kann ich erst mal vor Ort bleiben und werde vielleicht später
nach Trier beordert. Bislang gab es aber noch keine Konfliktsituation.
Wie bringen Sie Ihren Beruf und das aufwendige Ehrenamt
zeitlich unter einen Hut?
Marx: Das klappt gut, weil die Familie mitspielt.
Durch den 24-Stunden-Dienst in Trier habe ich auch mal freie
Tage. Dann kommt morgens die Feuerwehr dran, die Verwaltungsaufgaben
für die VG, und mittags die Familie.
Was wollen Sie in Ihrem ersten Jahr als Wehrleiter anpacken?
Marx: Ich habe schon 2015 angestoßen, dass
alle 300 Wehrleute neue Helme bekommen. Das wird jetzt auf
zwei Jahre verteilt umgesetzt. Bei der ersten Ausschreibungsrunde
beteiligt sich die Feuerwehr Trier - ein Nebeneffekt meiner
beruflichen Kontakte.
2015 wurde die etwa 340 000 Euro teure Erweiterung des
Feuerwehrgerätehauses in Zerf abgeschlossen. Was steht
in diesem Jahr an?
Marx: In Greimerath soll das Gerätehaus erweitert
werden, weil das Feuerwehrauto eigentlich zu groß
für den Einstellplatz ist. Das Problem wird jetzt angegangen.
Bis 2017 braucht die Wehr in Waldweiler ein neues Fahrzeug,
und die Einheiten in Paschel, Baldringen und Schömerich
sollen ein Auto mit Tragkraftspritze erhalten. Dann sind
wir bis Ende 2018 wieder auf dem Soll-Stand. Aber im Prinzip
ist es ein ständiger Prozess des Nachrüstens.
Die freiwilligen Feuerwehren arbeiten ehrenamtlich.
Gibt es tagsüber Probleme, genug Einsatzkräfte
zusammenzubringen?
Marx: In der Regel sind in den Orten immer vier
bis fünf Leute verfügbar. Aber ich habe den Wehrführern
auch klar gesagt: Wenn ihr etwas nicht bewältigen könnt,
bittet andere Wehren um Hilfe. Das klappt bisher gut. Und
auch der Nachwuchs ist durch die Jugendwehren zurzeit gesichert.
Wie stark ist der Zusammenhalt?
Marx: Der ist sehr gut, was auch ein Verdienst meines
Vorgängers Bruno Merten ist. Er hat den Konkurrenzkampf
abgebaut. Ich habe einen Schlüssel für die Gerätehäuser
in Zerf und Kell, das wäre vor 20 Jahren undenkbar
gewesen. Aber wir brauchen den Austausch und das Gefühl,
dass man sich auf die anderen verlassen kann.
Gab es einen Einsatz, über den Sie noch länger
nachgedacht haben?
Marx: Im April letzten Jahres gab es einen tödlichen
Verkehrsunfall auf der Hunsrückhöhenstraße,
das beschäftigt einen schon. Vor allem Leute aus kleineren
Wehren, die damit selten zu tun haben. Ihnen sage ich auch:
Meldet euch frühzeitig, auch direkt vor Ort, wenn ihr
damit nicht klarkommt. Da soll sich niemand vor scheuen.
Neben dem Finanziellen, welche Unterstützung erhoffen
Sie sich von der Politik?
Marx: Es gibt immer wieder mal Beschwerden,
dass Feuerwehrleute im Einsatz Fehler gemacht hätten,
weil es für Außenstehende vielleicht so aussah.
Dann darf man sie nicht im Regen stehen lassen, da muss
die Politik den Rücken stärken. Damit nimmt man
den Wehrleuten auch die Angst davor, Führungsaufgaben
zu übernehmen. cweb
Extra
Torsten Marx ist 41 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder
und lebt in Mandern. Marx hatte im September 2014 den Posten
als stellvertretender Wehrleiter der Verbandsgemeinde (VG)
Kell am See übernommen, nachdem der damalige Feuerwehrchef
Bruno Merten und dessen Stellvertreter ihre Ämter aufgegeben
hatten. Der Posten des Wehrleiters war seither vakant gewesen.
Ende Januar 2016 wurde Torsten Marx zum neuen Feuerwehrchef
gewählt. Er übt das neue Amt ehrenamtlich aus.
Hauptberuflich arbeitet er als Brand-Oberinspektor bei der
Berufsfeuerwehr Trier. Marx Stellvertreter in der
VG Kell sind der Keller Wehrführer Helge Schmitt (48)
und der Henterner Wehrführer Michael Thiel (34). cweb
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